Am vergangenen Sonntag (10.1.201) stand für die Spielgemeinschaft Floorball Nordost (FNO) in der erste Spieltag der FVBB Regionalliga Großfeld im Neuen Jahr auf dem Programm. Obwohl der Weihnachtsbraten noch nicht ganz verdaut war, wartete auf das Team in der Monumentenstraße schon der nächste harte Brocken: nämlich die Spielgemeinschaft FTC+ (GF Mannschaft des Floorball Team Charlottenburg).
Trainer Rainer Stahn konnte an diesem Tag auf einen – Originalzitat – „kompakten Kader“ zurückgreifen und witterte durchaus die Chance auf Punktmitnahme, auch wenn man gegen diesen Gegner in der Vergangenheit nicht immer gut aussah. Gerade das Powerplay ließ an den letzten Spieltagen zu wünschen übrig: Gegen die konterstarken Spieler vom FTC hatten die FNO Spieler vom UHC Berlin und Pommerhoc Greifswald schon einige Unterzahltreffer kassiert.
Noch bevor es aber überhaupt zu einer Powerplay-Situation kommen konnte, stand es schon 1:0 für die Nordostler. Topscorer Thorben Schreiber netzte mehr glücklich als gewollt aus sehr spitzem Winkel zur Führung ein. Dass die Führung dennoch verdient war, zeigte der Spielverlauf in den ersten zehn Minuten, welcher von den Greifswaldern und Berlinern dominiert wurde. Der Ball lief in den eigenen Reihen, Chancen wurden kreiert und der Gegner kam kaum zum Zuge. Vielleicht besann sich der FTC deshalb auf die eigene Stärke im Unterzahlspiel, nahmen doch Stockschläge und Körperfouls deutlich zu und sollten im gesamten Spielverlauf immer wieder eine Rolle spielen. Resultat war das erste Powerplay des Spiels, welches aber – man glaubte gar nicht mehr daran – tatsächlich von Aleksi Salo zum 2:0 genutzt werden konnte. Der Anschlusstreffer zum 2:1 in der 9. Minute fiel eher glücklich für den Gegner und im Anschluss hatte FNO bei einem zweiten Powerplay die Chance, weiter davonzuziehen. Aufgrund eines unglücklichen Wechselfehlers war diese Gelegenheit aber schon nach kurzer Zeit verstrichen. Auch der 2:2 Ausgleichstreffer für den FTC in der 17. Minute zeugte noch nicht von einem generellen Umschwung im Spiel. Zwar kam der FTC mit zunehmendem Spielverlauf besser auf dem Parkett zurecht, eine Überlegenheit spielten sie sich allerdings nicht heraus, so dass der ausgeglichene Pausenstand nach dem ersten Drittel eher schmeichelhaft für die Charlottenburger wirkte.
Bereits eine Minute vor Ende des ersten Drittels hatte das dritte Powerplay für die SG Nordost begonnen. Nach dem Seitenwechsel zeigte sich erneut, dass alle FNO Spieler den Vorsatz für 2016 ernst nahmen, das Überzahlspiel als solches erkennbar zu gestalten. Diese Bemühungen wurden 16 Sekunden nach Wiederanpfiff durch den Treffer von Kapitän Jan Brandt zum 3:2 belohnt. Überzahlspiel Nummer vier nur wenige Minuten später ließen die Dunkelblauen ungenutzt verstreichen, doch erneut ließ sich erkennen, dass der Ball in Überzahl gut lief und einige Chance verbucht werden konnten. Alte Fußballerweisheiten (wahrscheinlich datierend aus dem 17. Jahrhundert) sagen es aber schon voraus: „Machste die Dinger vorne nicht, kriegste sie hinten rein!“ Bumms, 3:3 nach etwas mehr als 13 gespielten Minuten im zweiten Drittel. Schon öfter kam es vor, dass sich die Nordostler von so etwas verunsichern ließen, doch auch hier schien diesmal alles etwas anders zu laufen: Die Charlottenburger, die zwar zunehmend besser, aber nach wie vor recht hektisch spielten, fingen sich schnell zwei weitere Treffer von bereits auffällig gewordenen Torschützen (J. Brand, T. Schreiber) – dieses Mal auch ganz ohne Hilfe des Überzahlspiels. Zur zweiten Pause ließ sich erneut die Behauptung aufstellen, dass der Spielstand (5:3) eher schmeichelhaft für den FTC war.
Zu Beginn des letzten Drittels folgte noch einmal eine bärenstarke Phase der SG Floorball Nordost, geprägt von Aluminiumtreffern und weiteren ungenutzter Chancen. Aber es kam, wie es kommen musste und bekennende Floorballfans aus dem alten Rom auch schon wussten: „alea iacta est“! In dem Fall warf zwar keiner Würfel, doch im Ergebnis war es dennoch irgendwie dasselbe. In den Minuten 7, 14 und 15 fielen die Treffer 4, 5 und 6 für die Westberliner, sodass das Spiel plötzlich gedreht war (Spielstand 5:6). Nur das letzte Drittel genommen war das wohl auch gar nicht so unverdient, selbst wenn die erfolgreichen Abschlüsse allesamt entweder verhinderbar oder gar nicht besonders gefährlich waren. Die bisherige Überlegenheit der Nordostler nach dem starken Beginn schwand und der FTC konnte sich mehr und mehr profilieren. Trainer Rainer Stahn nahm eine Auszeit und schwor seine Mannschaft noch einmal ein. Es war noch alles möglich in dem Spiel und der Wille war deutlich erkennbar, ein solches Spiel nicht einfach so herzugeben. Und so half der FTC den Nordostlern einfach selber, indem er sich erneut eine eher unnütze Strafe einfing und die letzten Minuten in Unterzahl verbrachte. Das sechste Powerplay des Tages brachte auch das sechste Tor des Tages zum passenden vorläufigen 6:6-Endstand durch Sebastian Röhr – Niederlage abgewendet und verdient zumindest einen Punkt geholt! Dass es nicht mehr werden sollte, zeigt die kurze Geschichte der Verlängerung: Erneut ein eher ungefährlicher Schuss durchs Getümmel, den Goalie Felix Okun aufgrund der vielen Leute vor ihm nicht sehen konnte, und die Charlottenburger konnten ihren Sieg bejubeln.
So war es am Ende eine Geschichte der vergebenen Chancen auf der einen Seite und einer gnadenlos effektiv spielenden Mannschaft auf der anderen Seite. Dennoch zeigte sich Trainer Rainer Stahn hoch zufrieden, da man schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr so gut gegen den FTC spielte und absolut verdient wenigstens einen Punkt holen konnte. Lob soll an dieser Stelle auch den Schiedsrichtern zu Teil werden. Beide Schiris pfiffen hervorragend (auch wenn es Unklarheiten darüber gab, ob am Ende des letzten Drittels tatsächlich eine fünf-gegen-drei-Überzahl die richtige Entscheidung war) und verteilten Strafen, wenn es sein musste, ohne das Spiel in irgendeine Richtung zu lenken. Genau so muss gepfiffen werden. Auch wenn sich das natürlich leichter sagen lässt, wenn man das Team war, welches häufiger in Überzahl spielte. Kompliment unsererseits, gerade weil beide (!) Schiris gepfiffen haben und nicht nur einer mit Anhang.
Spielbericht: Sebastian Röhr / Roland Stahn
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