Das Halbfinale gegen die Floorball Turtles Berlin ist vor zwei Wochen am 1. Mai 2016 gelaufen und was lässt sich resümieren? Es lief erwartungsgemäß. Zumindest was das Ergebnis und ein paar andere Sachen angeht, denn der Spielverlauf zeigte sich erstaunlich offen. Nun könnte man einen rhetorisch gehaltvollen, mit ironischen Kommentaren, einigen Provokationen, sowie kleinen und großen Spitzen durchsäten Bericht über das Spiel und dem ganzen Drumherum folgen lassen und somit artverwandte Mittel anwenden wie es der Verein gerne tut, der zumindest den UHC Berlin einseitig zum „Erzrivalen“ erklärte (vielen Dank für die Blumen by the way). Ist ja nicht so, als hätte man dafür nicht auch genügend Munition. Aber ganz ehrlich: Nö, keinen Bock. Lieber ein Link zu einem freundlichen Hund:
Es soll gar nicht verschwiegen werden, dass auch das eigene Verhalten nicht immer korrekt ist. Irgendwie kommt einem da auch ein bestimmtes Beuteltier samt Kumpane und deren Trockner-Theorie bzw. Vorwurfskarussell in den Sinn:
Round and round and round it goes / where it stops nobody knows…
Konzentrieren wir uns also lieber auf das Sportliche, denn es schwingt die Hoffnung mit, dass irgendwann Spiele gegen die Turtles als das betrachtet werden können, was sie sein sollten. Nämlich als eine rein sportliche, anstatt einer stets neuen charakterlichen Herausforderung. Eben so, wie bei allen anderen Vereinen im Floorball Verband Berlin-Brandenburg auch. Zu wünschen wäre es.
Daher nun zum Spiel, denn rein sportlich betrachtet macht diese Herausforderung durchaus Spaß. Die Spielgemeinschaft Floorball Nordost (FNO), bestehend aus dem UHC Berlin und Pommerhoc Greifswald, hatte sich am letzten Spieltag das Recht erspielt in den Playoffs antreten zu dürfen und traf hier auf den Tabellenersten Floorball Turtles Berlin. Dabei nahm man sich nicht viel mehr vor als ein gutes und faires Spiel zu machen, um am Ende erhobenen Hauptes die Halle wieder verlassen zu können. Nach 60 Minuten Spielzeit ließ sich festhalten: Mission erfüllt. Im Gegensatz zu den beiden anderen Spielen in dieser Großfeldsaison gegen die Turtles präsentierte sich FNO nämlich spielerisch gar nicht so weit weg von einer Überraschung. Die Turtles zwar mit etwas mehr Ballbesitz, dabei aber ohne wirklich zwingende Chancen. Immer wieder stand ein Nordostler im Weg oder gewann einen entscheidenden Zweikampf. Und wenn alles nichts half, dann war es Goalie Timm Krüger, der sich dem Torerfolg des Gegners in den Weg stellte. Abgesehen von der an sich guten und erst im Laufe des Spiels schwächer werdenden Defensivarbeit erspielte sich FNO aber auch nach vorne regelmäßig Chancen, welche aber – oh du elende Schwäche dieser Saison – fast nie genutzt werden konnten. Im Gegensatz zu den dunkelblauen Nordostlern haben die Turtles in grün-gold nämlich genau hier ihre Stärke, sie brauchten deutlich weniger Chancen für einen Torerfolg. So ging es mit einem 1:3-Rückstand in die erste Pause, lediglich Kapitän Jan Brandt traf nach einem stark kombinierten Konter zum zwischenzeitlichen Anschluss nach Vorlage von Nick Arndt. Gut und gern hätte es aber auch noch Unentschieden stehen können.
Das zweite Drittel lief ähnlich wie das erste. Auf beiden Seiten hielt sich die Anzahl guter Chancen etwa die Waage und die Turtles mit etwas mehr Ballbesitz, doch fiel diesmal der eigene Treffer leider aus. Fast schon sinnbildlich lässt sich die Misere im Ausnutzen der jeweils ersten Powerplays belegen. Während FNO hier unglücklich agierte und den zu der Zeit verdienten Anschlusstreffer nicht zustande brachte, netzten die Turtles kurz vor Ablauf der einzigen Strafe des Spiels für FNO in der 30. Minute zum 1:4 ein. Zwei weitere Gegentore im Mitteldrittel bedeuteten einen viel zu hohen Rückstand von 1:6 zum zweiten Pausentee, womit klar wurde, dass eine Überraschung wohl ausblieb.
Dennoch versuchte FNO in den letzten 20 Minuten noch einmal Druck nach vorne aufzubauen, um wenigstens ein paar mehr eigene Treffer aufs Papier zu bringen. Dass dadurch das Defensivspiel etwas freier interpretiert wurde, liegt in der Natur der Sache – und so kamen die Herren aus Friedrichshain-Kreuzberg folgerichtig auch zu vier weiteren Toren. Allerdings gab es diesmal auch wieder eigene Erfolge zu bejubeln, Thorben Schreiber traf nach Vorlage von Sebastian Röhr im vierten Powerplay des Spiels für die Dunkelblauen zum zwischenzeitlichen 2:7, ehe S. Röhr selber das 3:9 erzielte.
Am Ende steht also ein klares 3:10 als Ergebnis fest, aber auch die Erkenntnis, dass sich das Spiel gar nicht so angefühlt hat. Ironischer Weise verlor FNO das erste Spiel der Saison gegen die Turtles gerade mal 1:2, obwohl sich der Spielverlauf damals deutlich einseitiger präsentierte als es das Ergebnis suggeriert, wohingegen sich diesmal genau das Gegenteil behaupten lässt. Der Spielstand im Halbfinale war deutlich höher als es der Verlauf hergibt. Lässt sich wohl in die Kategorie „ausgleichend“ einordnen und würde man die Ergebnisse der beiden Spiele einfach tauschen, wären beide Spielverläufe definitiv adäquater wiedergegeben. Nun gut, solch eine hohe Niederlage trotz ordentlichen Spiels lässt aber auch positive Schlüsse zu, denn es fällt deutlich leichter an der Chancenverwertung zu arbeiten als wenn so gar nichts stimmen würde. Zumal die Saison auch noch nicht beendet ist, das Spiel um Platz 3 gegen das Floorball Team Charlottenburg am 21.05.2016 steht noch an und hier heißt es für FNO einen ordentlichen Saisonabschluss hinzubekommen. Die Charlottenburger verloren ihr Halbfinale gegen BAT II äußerst knapp im Penaltyschießen 4:5 und haben sicherlich auch das Ziel, eine Medaille nach Hause zu nehmen. Freuen wir uns also auf ein rein sportliches und faires Duell um Bronze.
Bericht: Sebastian Röhr
Fotos: Julia Sodtke
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